Gedanken zur heutigen Zeit mit dem Krieg in der Ukraine - Robert Braunschweig

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Gedanken zur heutigen Zeit mit dem Krieg in der Ukraine

 
Gedanken zur heutigen Zeit mit dem Krieg in der Ukraine

Ich hatte das Glück, schon weit in der Welt herum gekommen zu sein und so meine Erfahrungen gemacht zu haben.

Noch zu Lebzeiten von Mao Tsetung habe ich mit einer Gruppe China besuchen können. Anfang der Siebzigerjahre wollte Mao wissen, wie sich die Chinesen verhalten, wenn Fremde durch ihr Land reisen. Zu diesem Zweck ermöglichte er einer Gruppe von Ausländern, das Land zu bereisen. Ich habe die ganze Entwicklung von China miterlebt. Damals, bei der Einladung von Mao, war China noch ein armes Land. Man grüsste sich mit den Worten: «Hast du heute schon gegessen?» Ich fragte einen Chinesen, was China heute denn sei. Er antwortete mit einer Anekdote: Mao fährt auf der Landstraße. Sie kommen an eine Kreuzung. Da steht ein Schild: nach links zur Planwirtschaft, nach rechts zur Freiheit. Der Fahrer fragte ihn: «Wie soll ich jetzt fahren»? Mao sagt ihm: «Blinken Sie nach links und fahren Sie in Richtung rechts». Nach der Einführung der Einkindehe Ende der Siebzigerjahre fragte ich in China einen Einwohner nach seiner Meinung dazu. Er antwortete mir: «Haben sie schon darüber nachgedacht? Wenn wir dies nicht hätten, würden Sie heute Chinesisch sprechen».

Ich bin selbst durch China, Zentralasien, Russland und die USA gefahren. Überall habe ich nur freundliche Menschen kennengelernt und öfters wurden wir auch spontan eingeladen. Alle Personen die ich angesprochen habe, sind für Frieden und Freiheit, wünschen ein gutes Zusammenleben und keinen Krieg. Kriege werden nur von Machthabern geschürt.

Sind nicht die USA die grössten Kriegstreiber? Schon in den Sechzigerjahren versuchten sie, die Hoheit über die Weltmeere zu erlangen, denn sie wussten, dass die Verteilung der Energie (Rohöl) eine wichtige Grundlage für die Wirtschaft ist. Die USA möchten die grösste Wirtschaftsmacht der Welt sein. Könnte es sein, dass sie kein Interesse haben am Zusammenwachsen von Europa? Amerika könnte verhindern wollen, dass Eurasien die größte Wirtschaftsmacht der Welt wird, zu der die USA keinen Landweg haben.

Europa muss lernen, selbstständig zu werden! Sind es nicht die USA, die laufend Einfluss auf Europa nehmen? Sie verlangen, dass Sanktionen auch in Europa durchgesetzt werden. Sie breiten sich in Europa immer weiter aus und stellen Raketenstationen an der Grenze zu Russland auf. Sie verhindern, dass die Gas-Pipeline Nordstream2 in Betrieb genommen werden kann. Sie drohen, die Pipeline zu sprengen, wenn die Sanktionen von Deutschland nicht eingehalten werden. Wie können Politiker in Deutschland solche Sanktionen durchsetzen, wenn das Land mehr als die Hälfte der Energie von Russland bezieht?

Das Dümmste, was Politiker machen können, sind Sanktionen. Mit Sanktionen schadet man sich selber mehr, als sie von Nutzen sind. Dies zeigt sich besonders gut am jetzigen Ukrainekrieg. Europa leidet sehr stark unter den Sanktionen wegen der Energieverknappung und der damit verbundenen Teuerung, während die Bevölkerung von Russland dies bis heute kaum spürt.

Ich stelle voran, dass der Überfall von Wladimir Putin auf die Ukraine ein verbrecherischer Akt ist, der durch nichts zu rechtfertigen ist. Es gibt kein Verständnis für diese kriminelle Tat. Warum kommt es jetzt zum Konflikt? Die NATO-Osterweiterung ist die grösste Störgrösse in Europa. Herrn Gorbatschow wurde zur Wiedervereinigung von Deutschland vertraglich zugesichert, die Osterweiterung werde unterbleiben. Dennoch hat der Westen das Thema NATO-Osterweiterung wieder aufgenommen.

Sind die UNO, NATO und das europäische Parlament handlungsfähig? Sie alle haben ein Problem, das Vetorecht. Damit können Entscheide von Einzelnen immer wieder verhindert werden. Ist das Vetorecht überhaut demokratisch? Ich denke nicht. Dass man zu einem Entscheid kommen kann, sollte die Mehrheit entscheiden. Es stellt sich allerdings die Aufgabe, wie die Stimmenzahl gerecht verteilt werden kann.

Die Genfer Konventionen verbieten unter anderem den Einsatz von Streu- und Phosphorbomben. Was in einem Krieg kaum beachtet wird. Der Bau von solchen Waffen ist aber nicht verboten. Ist das nicht grotesk?

Dass in einer Regierung eine Person alleine die Macht ausüben kann, sollte nicht sein. Eine Amtszeitbeschränkung müsste es auf jeden Fall geben. 12 Jahre sind genug. Wird eine Person in ihren Entscheidungen als sehr wertvoll erachtet, gehört sie nach meiner Vorstellung einer besseren Staatsform in die Philosophisch-Wissenschaftliche Kammer, wo sie bis zu einer Abwahl bleiben kann. Wie sich in den letzten Jahren zeigt, sind immer mehr Machthaber dabei, ihre Laufzeit abzuschaffen, Medien zu unterdrücken und Feinde zu eliminieren.

Xi Jinping, Staatsoberhaupt der Volksrepublik China, ist auch ein Machtmensch, der alle Rechte an sich zieht. Die Unterdrückung der uigurischen Gemeinschaft und von Hongkong sehe ich auch als Unrecht. Es ist aber zu bedenken, dass im Westen noch viel grössere Unrechte geschehen sind. Wenn ich aber die Entwicklung von China seit meiner Reise unter Mao bis heute betrachte, muss man erkennen, dass China eine hervorragende Entwicklung geleistet hat.

Haben die Politiker in Europa das Projekt «die neue Seidenstrasse» verstanden? China treibt das konsequent voran und schafft so die grösste Wirtschaftsmacht Eurasiens. Eurasien ist mit Afrika der grösste über Land zusammenhängende Wirtschaftsraum. China macht dies nicht mit Waffen und Sanktionen. Sie bewegen diese neue Wirtschafskraft einfach voran. China hat alle Staaten aufgefordert, sich an diesem Projekt zu beteiligen. Doch kaum ein westlicher Staat ist beigetreten. Sind wir Demokraten oder versteht jeder etwas anderes darunter? Oder handeln wir eher kapitalistisch? Wenn wir Firmen und deren Knowhow und Hafenanlagen an die Chinesen verkaufen, ist das denn der Fehler der Chinesen? Uns geht es doch nur ums Geld und nicht um eine partnerschaftliche Zukunft!

Die asiatischen Länder wollen Anerkennung und nicht Sanktionen. Ohne Anerkennung fühlen sie sich bedroht. Wann endlich ist Europa bereit, sich zu öffnen und mit Asien einen Wirtschafsraum zu bilden, der auf Vertrauen und Anerkennung aufbaut?

Die Stärkung der Wirtschaftskraft von Eurasien geht zu Lasten der USA, was diese sicherlich nicht wollen. Wir sollten jedoch aufhören mit der Unterdrückungspolitik von Ländern und Unternehmen. Jedes Land sollte möglichst so handeln, dass es unabhängig sein kann und eigene Ressourcen nutzen. Dort wo die Eigenversorgung und Rohstoffe fehlen, kommt ein offener Wirtschaftsraum zum Tragen. Die USA sind dabei nicht auszuschliessen.

Was bringt die NATO, die nur militärische Optionen hat, und kein internationales Entwicklungsmodell ist? Man bedenke, dass die Milliarden, die der Westen im Ukrainekrieg ausgibt, reichen würden, um den Hunger auf der ganzen Welt zu stillen!

Wie kann der Ukrainekrieg gestoppt werden? Die bedrohliche Lage kann nur beseitigt werden, wenn Europa darauf verzichtet, sich für eine für Eurasien unnötige NATO-Osterweiterung einspannen zu lassen. Man sollte beginnen, die Vereinigten Staaten von Eurasien zu bilden. Solange es noch eine Waffengewalt (Verteidigung) braucht, ist dies in Eurasien zu lösen. Eine Absage an das Ziel der NATO würde zwar die diplomatischen Beziehungen zu den USA verschlechtern, aber Eurasien seine Stabilität zurückgeben. Das könnte wichtiger sein, als einen Disput mit den USA zu vermeiden, der in den nächsten 10 Jahren ohnehin unausweichlich ist.
 
 
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